ProEvo
Pro-Evolution – Richtmass der Zukunft

Buchbesprechung

Pro-Evo, Pro-Evolution – Richtmass der Zukunft, von Tomotom

ProEvo, von Tomotom, 2000 erschienen, wird von der Tomotom Stiftung im Verlag Asama AG herausgegeben. Wer hinter dem Pseudonym steckt, verraten das Buch und die dazugehörigen WebSite nicht. Laut religio.de soll es sich bei Tomotom (auch Tomot Om, oder T.Om) um den österreichischen Wirtschaftsberater und Unternehmer Joseph Haid (1911-2001) handeln, der mit Pro-Evolution neue Impulse für die „optimale Gestaltung unseres persönlichen und sozialen Lebens“ geben wollte. Der Verlag Asama verteilt Tomotoms Buch Pro Evo unter anderem als Geschenk an Zahnärzte in Deutschland. Geschieht dies etwa in der Hoffnung, die Empfänger der Spende könnten dieses Buch im eigenen Wartezimmer vielen anderen Menschen zugänglich machen?

Unser Einstieg in „Pro-Evolution – Richtmass [sic] der Zukunft“, beginnt mit einem beherzten Griff in die Seiten. „5) Das Gebot, nicht zu töten“ heißt es am Kopf dieser zufällig gewählten Seite 60. Tomotom schreibt: einen Menschen zu töten – „z.B. durch Erschießen" sei „entwicklungswidrig“; wenn es in Notwehr geschieht aber „entwicklungsrichtig“. Weiter unten im Text erklärt er: „Ebenso kann das Töten eines Menschen, der nie fähig sein wird, bewusst zu denken und zu handeln – z.B. wegen einer unheilbaren Schädigung des Gehirns – ebenfalls entwicklungsrichtig sein, wenn Ärzte, die Angehörigen und die Allgemeinheit überzeugt sind, dass eine solche Tat für den unbewussten Menschen eine Erlösung bedeutet“. Keine leichte Kost für das Wartezimmer einer Arztpraxis, wie wir finden.

Noch einmal greifen wir zu und landen zufällig auf Seite 119. Hier liefert Tomotom seine Definition des Kunstbegriff. Demnach gibt es zwei Arten von Kunstwerken: „1) Darstellungen des Entwicklungsrichtigen“ und „2) Darstellungen des Entwicklungswidrigen mit entwicklungsrichtiger Zielsetzung ...“. Letztere sollen das Entwicklungswidrige überwinden helfen. In diesem Zusammenhang nennt der Autor die modernen Maler Henri Matisse, Wassily Kandinsky, Max Beckmann, und Max Ernst; er versäumt es aber, Beispiele von Darstellungen des – in seinem Sinne – „entwicklungsrichtigen“ oder „entwicklungswidrigen“ zu zeigen.

Die dritte und letzte unserer zufälligen Kostproben fanden wir auf Seite 97, hier immerhin die Erkenntnis: „Den Wert eines Menschen bestimmt nicht seine Hautfarbe, Rasse, Religion ...“. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht in Maul, aber „Pro-Evolution – Richtmass [sic] der Zukunft“ hat uns gar nicht zum Weiterlesen angeregt. Interessant fanden wir, dass keiner der begeisterten Fürsprecher des Buches namentlich genannt wird (oder genannt werden wollte?): „Das Buch ist großartig“ (Dr. J. H., Univ. Prof.) und „Was der Autor erkannt hat, hat den Charakter eines Naturgesetzes“ (Dr. W. S., Univ. Prof.) heißt es auf dem Rückendeckel, und wir wüssten wirklich gerne, welcher „Prof. DDr. L. K. Weltbekannter Wissenschaftler“ dieses Buch als „unvergleichlichen Wegweiser“ erlebt hat. Seitens des Herausgebers wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich um notariell beglaubigte Äußerungen zum Buchinhalt handelt.

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