Mit der Ampel Übergewicht zu Leibe rücken

Bündnis fordert eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung

Eine leicht verständliche, verbindliche und farbliche Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln fordern der AOK Bundesverband, die Bundesärztekammer, der BundesElternRat, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und Fernsehkoch Tim Mälzer. Das Bündnis ruft die Regierungen von Bund und Ländern auf, sich auf ein verbraucherfreundliches Kennzeichnungsmodell zu einigen und dies auf nationaler wie europäischer Ebene zügig umzusetzen. Am 18./19. September 2008 berät die Verbraucherschutzministerkonferenz über das Thema Nährwertkennzeichnung.

Die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Laut EU-Kommission sind in der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten über 50 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig. Schätzungsweise sieben Prozent der gesamten Gesundheitskosten in der EU werden durch Krankheiten verursacht, die mit Adipositas zusammenhängen. In Deutschland werden diese Kosten auf rund 70 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Die jüngst von der Bundesregierung vorgestellte nationale Verzehrsstudie zeigt ferner den Zusammenhang zwischen Bildungsstatus und Ernährungsverhalten. Eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung ist eine wichtige Maßnahme, um Übergewicht und Fehlernährung effektiv zu bekämpfen. Das Bündnis sieht folgende Anforderungen an eine geeignete Verbraucherinformation:

  1. Neben Information über den Brennwert (Kalorien) des Lebensmittels muss die Kennzeichnung gut sichtbar auf der Vorderseite erfolgen und Auskunft über folgende Nährstoffe geben: Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker, Salz.

  2. Die Kennzeichnung muss eine leicht verständliche Entscheidungshilfe bei der Auswahl von Lebensmitteln darstellen. Angaben über den Anteil der enthaltenen Inhaltsstoffe sind mit einer farblichen Untermalung zu verbinden. Die „Nährwertampel“ hat sich in Großbritannien bewährt. Rot steht dabei für einen hohen, gelb für einen mittleren und grün für einen geringen Anteil.

  3. Die ernährungsphysiologische Bewertung der jeweiligen Nährstoffe muss auf der Grundlage unabhängiger wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgen. Hierfür bietet sich das Bewertungssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an.

  4. Die Bezugsgrößen, auf deren Grundlage Verzehrsempfehlungen abgegeben werden, müssen einheitlich sein (z.B. 100g/100ml), um den Vergleich zwischen verschiedenen Produkten zu ermöglichen.

  5. Die Nährwertkennzeichnung sollte aufgrund des zunehmend globalisierten Lebensmittelmarktes europaweit verpflichtend eingeführt werden.

Statements

Gerd Billen, Vorstand Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv): „Damit die Verbraucher ohne Hilfsmittel durch den Konsumalltag laufen können, brauchen wir die Ampelkennzeichnung, und zwar europaweit verbindlich. Derzeit wird auf EU-Ebene die Lebensmittelkennzeichnung neu geregelt. Ich fordere daher die Bundesregierung auf, sich auf EU-Ebene aktiv für eine nachvollziehbare farbliche Nährwertkennzeichnung einzusetzen. Die Ampel ist dafür das beste Modell.“

Dr. Hans Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender AOK Bundesverband: „Eine verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln hilft den Menschen, sich vernünftige Produkte auszuwählen. Ob man nun kalorienarme Lebensmittel oder Dickmacher in einen Korb tut, das muss man direkt am Supermarkt-Regal erkennen können. Die AOK will allen Versicherten – sei es Kindern oder Erwachsenen – helfen. Deshalb unterstützen wir die Nährwert-Ampel als einen Vorstoß, um die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.“

Dieter Dornbusch, Vorsitzender BundesElternRat: „Der BundesElternRat unterstützt die Initiative, denn durch ausgewogene und gesunde Ernährung lernt es sich leichter. Eltern müssen auf den ersten Blick erkennen können, welche Lebensmittel gesund sind. Durch die Kennzeichnung mit Farben können auch Kinder beizeiten deren Bedeutung und einen Umgang mit gesunden Lebensmitteln lernen.“

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer: „Sehr viele Menschen ernähren sich ungesund, weil sie gar nicht darüber informiert sind, wie hoch der Nährwert mancher Produkte ist. Eine klar verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln soll helfen, ein Produkt als »gesund« oder »ungesund« einzuordnen, um es besser mit anderen Produkten zu vergleichen. Die Ampelkennzeichnung kann dazu eine entscheidende Hilfestellung geben.“

Tim Mälzer, Koch und Entertainer: „Warum muss man Dinge verklausulieren? Warum sollte man es für den Verbraucher umständlicher machen als es ist? Eine Ampel versteht jeder und weiß sofort, was Sache ist. Umständliche Zahlenkolonnen, die keiner versteht, helfen auch keinem. Die Ampelkennzeichnung halte ich für einen Schritt in die richtige Richtung.“

Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. – vzbv

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